Verbandschule, Volkach
Die Architektenschaft neigt zur Hassliebe, wenn es um Brutalismus geht. Einerseits geliebt, weil in seiner konstruktiven und materiellen Radikalität herausragend aus den Reduktionseskapaden der Moderne. Anderseits – und gerade heute – verhasst, weil das klassische Baumaterial, der Beton Brut, so aus der Zeit gefallen scheint und allzu oft sanierungsbedürftig daherkommt. Zudem kann all die Liebe zur vermeintlich ehrlichen Betonoberfläche mit ihren haptischen Qualitäten und der schönen Patina den unendlichen Sanierungsstau der deutschen Schulbaulandschaft nicht lindern.
Und so ging es bei der Sanierung der Verbandschule im unterfränkischen Volkach um Oberflächen. Und zwar in aller Konsequenz. Ziel der Sanierung, die im laufenden Lehrbetrieb stattzufinden hatte, war laut Ausschreibung eine hocheffiziente Gebäudehülle zu erstellen, wobei ein WDVS mit Mineralwolle und einem fein gefilzten mineralischen Oberputz zum Zuge kam. Da dieses Material allerdings bekanntlich jenen oben genannten Qualitäten von Beton hinterherhinkt, entschied man sich in enger Absprache mit der Schulleitung für eine zumindest hochwertige Oberflächengestaltung in Schablonentechnik.
Die Besonderheit bei der Planung und Ausführung war die Komplexität und Größe der Aufgabe. Die Schablone wurde über die gesamten 1 100 m² große Fassade zusammenhängend ausgeführt. Dies gelang mit einer speziellen Schablonenfolie, die in einer Breite von 1 m und in bis zu 24 m Länge verfügbar ist. Bereits das Anbringen der Folie gestaltete sich dabei aufwendig, da zum exakten Auftrag mit erhöhtem Druck angepresst und punktuell der Fön zur Übertragung zur Hilfe genommen werden musste. Um bei dieser großen Fläche besonders scharfe Kanten im Ornament zu erzielen, wurde nach Aufbringen der Folie die Grundfarbe vorgelegt. Im Anschluss wurde mit einer Niederdruck-Pistole die dunklere Ornamentfarbe aufgespritzt und nach kurzer Abtrocknung die Folie entfernt. Aufgrund der Kleinteiligkeit des Ornaments musste die gesamte Fassade zeitaufwendig nachgearbeitet werden, um auch kleinere Ausreißer zu beheben. Um den vormals durch seine Materialität zusammengefassten Baukörper nun in der Oberfläche zu vereinen, wurden konsequenterweise auch die Betonfertigteile der Fluchttreppe und die Gitterelemente der neuen Glasfassadenanteile mit einem Ornament versehen.
Projektdaten
Architekt: Jäcklein Architekten PartGmbB BDA, Volkach, www.jaecklein.de
Fertigstellung: 2021
Hersteller: Baumit GmbH, www.baumit.de
Produkte: MineralTherm Simplex II, multiContact MC 55 W, ProContact DC 56