Vertrauen in den Prozess

DBZ Heftpartner formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbH, Radolfzell

Was ist Leichtbau? Diese Frage bekommen wir immer wieder gestellt – denn schließlich kursieren hierzu die unterschiedlichsten Theorien. Grund genug, einen Blick auf die unterschiedlichen Leichtbauprinzipien zu werfen: Häufig wird der Begriff mit temporären Seil- und Membrankonstruktionen oder auch mit Tragwerken aus Werkstoffen mit vergleichsweise niedrigem Eigengewicht wie etwa Holz, Aluminium oder Carbon assoziiert. Unserer Meinung nach geht es bei der Leichtbauweise um weit mehr als darum, mit möglichst „leichten“ Werkstoffen zu bauen: Im eigentlichen Sinne beschreibt der Leichtbaugedanke die Idee, einen ganzheitlichen Planungsprozess zu entwickeln, bei dem das Projekt im Hinblick auf Effizienz und Nachhaltigkeit von der ersten Entwurfsskizze bis zum fertigen Bauwerk durchdacht wird. Auf diese Weise entstehend effiziente und gleichsam intelligente Tragwerke, die individuell auf die jeweilige Bauaufgabe abgestimmt sind. Dabei verfügen nicht alle zur Anwendung gekommenen Werkstoffe über ein niedriges Eigengewicht. In manchen Fällen kommen außerdem Materialien mit vergleichsweise hohem Ressourcenverbrauch zur Anwendung. Das mag paradox erscheinen, ist in der Branche jedoch keine Seltenheit, denn schließlich kann durch den Einsatz von Carbon oder anderen Hochleistungswerkstoffen die Lebensdauer eines Bauwerks signifikant gesteigert werden.

DBZ Heftpartner formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau GmbH, Radolfzell
Foto: Yoko Rödel

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So weit, so gut – doch wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Dazu müssen wir uns vor Augen führen, dass bei Leichtbaukonstruktionen grundsätzlich zwischen einer biegeweichen und einer tendenziell massiveren Bauweise unterschieden werden muss. Bei ersterem sind all jene Tragwerke gemeint, die vorgespannt werden. Hierbei kommen etwa beschichtete Gewebe, Folien, Seile aus Kunststoff oder Stahl zum Einsatz. Die Hauptanwendungsgebiete jener Konstruktionsarten sind Sportstätten mit großen Spannweiten, Messebauten und temporäre Bauten.

Bei Letzterem sind demgegenüber all jene Tragwerke gemeint, bei denen hohe Lasteinwirkungen und/oder große Spannweiten zu erwarten sind. Dies ist häufig bei Brücken der Fall – dem Schwerpunkt dieser DBZ-Ausgabe. Es handelt sich hierbei um ein brandaktuelles Thema, denn schließlich sind hierzulande mehrere tausend Brückenbauwerke in einem sanierungsbedürftigen Zustand oder müssen sogar ganz ersetzt werden. Aus diesem Grund greifen die vier nachfolgenden Architekturbeiträge jeweils beispielhafte Brückentragwerke auf, die den Leichtbaugedanken ideal verkörpern und außerdem zeigen, wozu Ingenieure bereits heute in der Lage sind. Durch neue Herstellverfahren und leistungsstarke Materialien werden etwaige Tragwerke künftig immer effizienter und umweltverträglicher. Dem wird in Anbetracht weltweit wachsender Bevölkerungszahlen und ebenso steigendem Ressourcenverbrauch eine zunehmend wichtige Rolle zuteil. Die Anwendung von Leichtbauprinzipien bietet der Baubranche somit schon jetzt erhebliche ökologische und ökonomische Vorteile. In diesem Sinne sind wir überzeugt, dass der Leichtbau auch in Zukunft seinen Platz unter den etablierten Bauweisen behalten wird.

»Der Leichtbaugedanke beschreibt im Kern einen ganzheitlichen Planungsprozess, bei dem das Projekt von ersten Entwurf bis zum fertigen Bauwerk durchdacht wird.« DBZ Heftpartner formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbH, Radolfzell

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