Bruchlinien
Ausstellung „Orte der Kulturen und Religionen“ vom 22. Februar bis 6. April 2010, Münster 22.01.2018Kulturelle Konflikte werden im politischen Alltag zunehmend thematisiert- insbesondere Konflikte um den Übergang von traditionellen zu modernen Gesellschaften, das Verhältnis von Staat und Religion, Bruchlinien zwischen westlichen und nicht-westlichen Weltanschauungen sowie zwischen widerstreitenden Religionen und Heilslehren. Hier spielen eine Rolle Kultur-, Werte- und Identitäts- bezogenen Faktoren. Auch die Globalisierung erzeugt neben neuen Wirtschaftsdynamiken die Pluralisierung von Normen und Werten. Vor diesem Hintergrund sind Lösungsansätze vonnöten, damit sich die These vom Kampf der Kulturen nicht als selbst erfüllende Prophezeiung bewahrheitet.
In den Jahren 2000 – 2002 entstand die Idee und der Entwurf des Ortes der Kulturen und Religionen der Welt. Die Stadt Münster wurde als Ort des Westfälischen Friedens gewählt, als eine Stadt, die durch einen Religionsfrieden geprägt wurde und dies bis heute kultiviert.
Zentrum des Ortes ist ein runder Platz mit einem Durchmesser von ca. 31 m. Dieser Platz ist von Kreisen verschiedener symbolischer Aussagen umgeben. Der Mensch sowie Feuer, Erde, Baum, stellvertretend für Natur, sowie Wasser sind Grundelemente unseres Ökosystems, die in jeder Kultur und Religion vorhanden sind. Der Zentral positionierte Platz bildet die Zone des Menschen. Er ist mit hellem Naturstein gepflastert und fällt leicht zu seiner Mitte ab. Dort, in der Mitte, sind die Steinplatten aufgebrochen und aus dem Inneren entspringt Feuer. Das Ende des Platzes erhebt sich quasi und bildet eine Umrandung von 3,30 m Höhe, die rhythmisch „durchlöchert“ wird mit Öffnungen, die 3.30 m breit sind. Die steinernen Abschnitte haben eine Breite von 1,60 m. In den freien Abschnitten werden sakrale Symbole oder Kultur-Artefakte aufgestellt. Es ist der Kreis der Kulturen und Religionen.
Dieser ist wiederum vom Kreis der Erde umgeben in Form eines geschlossenen Erdwalls. Außer der symbolischen Aussage als „Apotheose der Erde“ begrenzt optisch der Wall den wahrnehmbaren Raum. Gleich hinter dem Erdwall befindet sich der Kreis des Baumes. Er besteht aus einer Reihe dicht gepflanzter Säulenpappeln. Außer seiner symbolischen Aussage als „Apotheose der Natur“ ergänz er den Erdwall in seiner abschirmenden und raumbildenden Funktion.
Die äußerste Zone ist der Kreis des Wassers. Auch hier wird symbolisch eine Hommage an das lebensspendende Element Wasser entrichtet. Dieser Wassergraben bildet zudem den Zaunersatz und verhindert, dass man den ORT an beliebiger Stelle betreten könnte. Der Zugang zum ORT ist nur an einer stelle möglich. Der Kreis des Wassers wird an der Stelle nicht unterbrochen. Es wird auch keine Brücke angelegt. Der Graben kann nur auf aus dem Wasser herausragenden Steinquadern passiert werden. Die erhöhte Aufmerksamkeit bei Betreten der Steine ist beabsichtigt. Die Konzentration des Besuchers ist eine Form der Vorbereitung auf das Erleben des Ortes. Ebenso wird der Erwall nicht unterbrochen. Der Besucher muss sich der Anstrengung unterwerfen den Erwall auf überdimensionierten Stufen hinauf – und hinabzusteigen. Eine weitere Maßnahme um den Geist über den Körper zu beeinflussen.
Die Funktion des ORTES verdichtet sich in diesem Bereich, wo die kulturellen und sakralen Symbole aufgestellt sind. Deshalb ist dieser Kreis mit einer quasi schwebenden Überdachung geschützt und betont. Sie besteht aus einer verglasten filigranen Stahlkonstruktion. Ein schwebender Glas-Kreis einer Aureole gleich.
Veranstaltung: Ausstellung „Ort der Kulturen und Religionen der Welt“
Ort: Bürgerhalle im Landeshaus des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48147 Münster
Zeit: 22. Februar bis 6. April 2010
Weitere Informationen: Die Ausstellung wird durch begleitende Aktivitäten ergänzt. Vorträge und Podiumsdiskussionen. Der Veranstalter der Ausstellung und begleitender Aktivitäten ist die Akademie für Baukultur.
Internet: www.baukultur-akademie.de