Wer war das gleich noch?
In Stuttgart wird heiß über „Stuttgart21“ diskutiert; und ein Architekt nimmt Stellung dazu 22.01.2018“Das Erhaltungsinteresse an dem Gesamtwerk Stuttgarter Hauptbahnhof wird durch den Zeitablauf von mehr als 54 Jahren seit dem Tod des Urhebers geschwächt.” (Landgericht Stuttgart vom 22.4.2010 in der Urheberklage des Bonnatz-Enkels Peter Dübbers. Dazu unten mehr im beiliegenden PDF). Christoph Ingenhoven nahm in der Kestner Gesellschaft Stellung zu alledem und erläutert/verteidigt sein Projekt
Sind die Bürgerproteste um die baulichen Veränderungem am Bonnatz-Bahnhof in Stuttgart gerechtfertigt, sind sie instrumentalisiert, wird mit falschen Argumenten Stimmung gemacht gegen die Bahn, gegen Verkehrspolitik, gegen das Nachlassen kommunaler Verantwortungsbereitschaft?
Die Mahnwachen, Bürgerproteste und Bürgerfeste beginnen ganz empfindlich das zu stören, was man den Gemeinfrieden nennen könnte, die Landeshauptstadt Stuttgart erscheint Außenstehenden zerrissen, ein wenig zerrieben auch zwischen den Mühlsteinen der großen Interessenvertretungen aus der Wirtschaft und den verschiedenen Lobbyparteien; wir schrieben es hier schon.
Manchmal vergisst man über all das den Architekten des Wettbewerbentwurfs für den Bahnhofsumbau, den in Düsseldorf ansässigen Christoph Ingenhoven. Sein Name ist zwar auf mancher der etwas hochgegriffen bezeichneten Montagsdemonstrationen immer wieder und selten in freundlich zugewandter Intonation zu hören, doch was der Architekt vor nun 14 Jahren mit seinem Team entwarf und entwickelte, das ist den wenigsten heute noch bekannt. Und hätte Ingenhoven damals schon geahnt, dass ein Projekt für die Deutsche Bundesbahn in dem von den Grünen mitbestimmten Stuttgart es einmal so schwer haben würde, vielleicht hätte er den Wettbewerb anderen überlassen? Wohl nicht, denn zum Zeitpunkt der Wettbewerbsauslobung stand Ingenhoven - 36-jährig - ja noch ganz am Anfang seiner Karriere. Doch wie merkte er leicht verbittert in einem aktuellen Spiegelinterview an: "Als ich den Wettbewerb gewann, war ich 37 Jahre alt und habe scherzhaft gesagt, schön, dass ihr einen jungen Architekten ausgesucht habt, ich werde wohl noch erleben, dass der Bahnhof fertig wird. Das war als Scherz gemeint. Jetzt werde ich darüber wohl eher 60 werden. Schon herb."
Was der Architekt über den Bahnhof heute denkt, was er den Gegner entgegenhält, wie der die Kampagnen gegen Stuttgart21 einschätzt, wie er den Bahnhof heute und morgen sieht und nicht zuletzt, mit welchen Worten und Bildern er sein vielleicht wichtigstes Projekt noch einmal darstellt kann man sich in der (viergeteilten) Aufzeichnung seines Vortrags vom 24. Juni 2010 vor der Kestner Gesellschaft in Hannover anschauen (Link dazu siehe unten). Ob der Vortrag allerdings dazu beiträgt, die Frage um die Notwendigkeit eines Großprojektes wie Stuttgart21 für die Bürgerschaft zu lösen, muss bezweifelt werden; denn im Eigentlichen geht es nicht um Denkmalerhalt, Dekoration, Minutengewinne oder Ökologie, es geht um die Frage, wem die Stadt gehört, wem die Steuergelder, wem die Zeit, die ich auf der Bahnreise zwischen Stuttgart und Ulm oder Tübingen gewinne. Be. K.
Die Filme sind unter diesem Link zu finden.