Chance oder Risiko?

Neue Difu-Studie untersucht Auswirkungen innerstädtischer Einkaufscenter

In den letzten Jahren wurden immer mehr große Einkaufscenter mit mindestens 10.000 Quadratmetern Mietfläche in zahlreichen deutschen Innenstädten eröffnet. In den 90er Jahren wurden Center vor allem in Großstädten gebaut, inzwischen haben Investoren und Projektentwickler auch die Mittelstädte entdeckt. Deutschlandweit gibt es inzwischen rund 400 große Einkaufscenter. 

Früher wurden Einkaufscenter häufig auf der Grünen Wiese angesiedelt und trugen so zur Schwächung der Innenstädte bei. Inzwischen werden überwiegend Standorte in Innenstädten und Stadtteilzentren genutzt. Dadurch wird die ökonomische Leistungsfähigkeit zentraler Stadtlagen erheblich gestärkt - und viele Innenstädte können diesen Entwicklungsimpuls durchaus vertragen. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) verdeutlicht, dass die positiven Wirkungen durch Einkaufscenter allerdings nicht immer, vor allem nicht in allen Standortlagen und schon gar nicht von selbst eintreten. Im Gegenteil verdeutlichen die Erfahrungen in verschiedenen Städten, dass durch ein zu massives und ungesteuert hingenommenes Vordringen zu großer, stereotyp angelegter und schlecht verorteter Einkaufscenter den Innenstädten sogar Schaden zugefügt werden kann. 

Die Difu-Studie untersucht im Rahmen einer breit angelegten Wirkungsanalyse vor allem die Folgen großer Einkaufscenter für den innerstädtischen Einzelhandel. Untersuchte Städte sind Bocholt, Düren, Erfurt, Hagen, Kempten (Allgäu), Osnabrück, Regensburg, Schwedt/Oder, Schwerin, Siegen, Wetzlar und Wilhelmshaven. Bremen, Mannheim, Minden und Potsdam wurden als Kommunen ohne Einkaufscenter in ihren Innenstädten in die Untersuchung einbezogen. Das Resultat: Zu groß geratene Centeransiedlungen verursachen Nachteile für die vorhandenen Innenstädte. Die Difu-Studie enthält weitere Ergebnisse,  verbunden mit fachkundigen Empfehlungen zum angemessenen Umgang mit Center-Ansiedlungen.

Bibliografie:
Wirkungsanalyse großer innerstädtischer Einkaufscenter
Von Rolf Junker, Gerd Kühn, Christina Nitz und Holger Pump-Uhlmann
Edition Difu - Stadt Forschung Praxis, Berlin 2008. Bd. 7. Ca. 240 S., zahlreiche farbige Abb., Tab., Übers., ca. 35,– Euro
ISBN 978-3-88118-461-8

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2019

Parkhaus zu „Wohn-Parkhaus“? Eine Studie

Wer sagt, die Innenstädte seien mit bezahlbarem Wohnraum nicht mehr zu verdichten, irrt womöglich: On-Top-Etagen auf Parkhäusern, das Wohnen auf Discountern, der Komplettumbau von nicht genutzten...

mehr
Ausgabe 01/2021

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Innenstadtentwicklung

Welche Auswirkungen hat die aktuelle CoronaKrise auf die Zentrenentwicklung in unseren Städten und Gemeinden? Müssen sich Nutzungsmodelle verändern, damit unsere Innenstädte attraktiv bleiben?...

mehr

Renaissance der Städte

Großstädte ziehen immer mehr Einwohner an

Die deutschen Großstädte sind beliebt. Insgesamt verzeichneten die zehn am stärksten wachsenden Großstädte zwischen 2002 und 2009 ein Plus von rund 350 000 Einwohnern. Besonders kräftig wuchsen...

mehr

Erhalt historischer Innenstädte

Fördermittel für sechs UNESCO Welterbestätten übergeben

Sechs Städte, deren historische Altstädte als UNESCO Welterbe gelistet sind, erhalten Fördermittel aus dem UNESCO Welterbeprogramm des Bundes. Im Rahmen des 17. Kongresses Städtebaulicher...

mehr
Ausgabe 12/2022

Mega Retail in Meta Transition       

Seit langem schon beschäftigten wir uns bei caspar. mit dem Thema Retail, der Zukunft des stationären Einzelhandels und den Gebäuden, in denen Handel in den Innenstädten stattfindet. Womit wir...

mehr