Entschieden: Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin
Milla & Partner Architekten mit Sasha Waltz realisieren ihren Entwurf zum Freiheits- und Einheitsdenkmal 22.01.2018Pressemitteilung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung: Das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin soll von der Arbeitsgemeinschaft Milla und Partner mit Sasha Waltz gestaltet werden. Diese Entscheidung der Auslober des künstlerischen Wettbewerbs, Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, wurden im Ausschuss für Kultur und Medien von den Fraktionen der CDU/CSU, der SPD und der FDP ausdrücklich begrüßt.
Staatsminister Bernd Neumann erklärte hierzu: „Wir sind nach intensiver Diskussion über die drei von der Wettbewerbsjury gleichrangig nominierten Preisträger-Entwürfe zu der Entscheidung gekommen, dass die Arbeit von Milla und Partner mit Sasha Waltz mit dem Titel „Bürger in Bewegung“ die Thematik des Freiheits- und Einheitsdenkmals am besten und eindrucksvollsten löst. Die künstlerische Formensprache schafft einen symbolischen Ort der positiven Erinnerung an die Friedliche Revolution und Wiedervereinigung als glücklichste Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte. Zugleich regt es zum Nachdenken über die Werte Freiheit und Einheit an. Ich danke allen Künstlern, die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben, für ihre engagierte Arbeit und beglückwünsche Milla und Partner zusammen mit Sasha Waltz, die das Freiheits- und Einheitsdenkmal nun realisieren werden. Ich bin mir sicher, dass sich das Denkmal im Zentrum von Berlin besonders auch durch seinen interaktiven Charakter zu einem lebendigen Ort der Auseinandersetzung mit unserer jüngsten Geschichte entwickeln wird.“
Auch Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium, das für die Wettbewerbsdurchführung verantwortlich war, lobt den ausgewählten Entwurf: „Die Mitte der Hauptstadt wird mit der Realisierung des Denkmals genau gegenüber dem Hauptportal des Berliner Schlosses und dem Humboldtforum weiter aufgewertet. Milla und Partner haben eine Lösung gefunden, die verständlich das Thema ´Einheit und Freiheit´ aufgreift. Die zeitgemäße und außergewöhnliche Form bindet auf hervorragende Weise Besucher und Betrachter ein. Das neue Denkmal wird für viele Menschen ein attraktiver Ort des Erinnerns und der Freude werden.“
Der ausgewählte Entwurf mit dem Titel „Bürger in Bewegung“ zeigt eine gewölbte Schale, die sich aus dem historischen Sockel herauszulösen scheint. Sie fordert die Besucher zum Betreten auf und lässt sich durch sie in Bewegung bringen. Dadurch verweist sie auf die friedliche Bürgerbewegung, die die Wiedervereinigung ermöglicht hat. Das Denkmal ist offen für unterschiedliche Nutzungen, es soll zu Begegnung und Austausch anregen und zeigt, dass gemeinsame Freiheit nur durch Einheit möglich ist.
Die Denkmaloberseite wird von Zitaten von Bürgerrechtlern und Demonstranten durchzogen, die den Besucher über die Weite der Fläche leiten. Die beiden Schlüsselsätze der Friedlichen Revolution „Wir sind das Volk. Wir sind ein Volk“ sind zentral herausgearbeitet. Auf der Außenseite der Schale befinden sich Bildmotive von Demonstranten der Friedlichen Revolution.
Das Denkmalprojekt geht auf einen Beschluss des Deutschen Bundestags vom 9. November 2007 zurück. Dieser sieht vor, dass die Bundesrepublik Deutschland zum Gedenken an die Friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit Deutschlands ein Denkmal für Freiheit und Einheit in Berlin errichtet. In einem weiteren Plenumsbeschluss des Deutschen Bundestags vom 4. Dezember 2008 wird die Konzeption des Freiheits- und Einheitsdenkmals präzisiert und u.a. der Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf der Schlossfreiheit als Standort festgelegt. Für das Denkmal stehen bis zu 10 Millionen Euro zur Verfügung.
Zur Umsetzung des Beschlusses hatte ein internationaler Wettbewerb stattgefunden, der aus einem offenen Bewerberverfahren bestand, an dem sich 386 Künstler und Architekten beteiligt hatten. Aus diesen Bewerbungen waren besonders qualifizierte Teilnehmer ausgewählt und 28 Entwürfe eingereicht worden. Auf einstimmigen Beschluss der Jury des Wettbewerbsverfahrens vom 3. Oktober 2010 wurden gleichrangig die Entwürfe von Prof. Stephan Balkenhol, Prof. Andreas Meck sowie Milla und Partner in Zusammenarbeit mit Sasha Waltz ausgewählt.
Auf Empfehlung der Jury wurden diese Entwürfe einer weiteren Überarbeitung zugeführt, die zur Präzisierung und Lösung noch offener Fragen diente. Im Anschluss daran war – entsprechend dem Wettbewerbsrecht – die verbindliche Entscheidung für die Realisierung von dem Auslober (BKM und BMVBS) zu treffen.
Auszüge aus der Erläuterung der Verfasser:
Die mutigen Bürger der friedlichen Revolution von 1989 haben die Basis unserer heutigen Freiheit und Einheit gelegt. Das Denkmal soll ein Vermächtnis und eine Aufforderung für nachfolgende Generationen sein.
Freiheit und Einheit sind keine dauerhaften Zustände, sondern müssen stets neu gestärkt und definiert werden, sie erfordern ständiges Engagement. Dieses Prinzip bildet die gedankliche Basis des Denkmals und begründet seinen performativen und veränderlichen Charakter. Wenn sich Besucher in einer größeren Gruppe verständigen, können sie das Denkmal gemeinsam bewegen.
Der Bürger von heute wird Teil des Denkmals. Er wird eingeladen – nicht nur zur Betrachtung des Denkmals von außen, sondern auch zum Betreten, zur Interaktion und zum gemeinsamen Handeln mit den anderen Besuchern. Er wird durch die Auseinandersetzung mit dem Denkmal zum Akteur. Der Besuch wird zu einem höchst partizipativen Ereignis.
Das Denkmal ist offen für unterschiedliche Nutzungen: Spontane, informelle, spielerische oder auch offizielle. Es soll ein heiterer Ort der Begegnung und des Austauschs im Herzen Berlins sein – eine soziale Plastik.
In Form einer durch die Bürger beweglichen, leicht nach oben gewölbten, offenen Fläche manifestiert sich das Denkmal als schlankes und elegantes Objekt. Es entwickelt sich scheinbar aus dem Sockel des ehemaligen Kaiser- Wilhelm-Denkmals heraus und erweitert diesen formal und inhaltlich um eine neue Schicht. Es öffnet sich mit einer einladenden Geste in Richtung Schloss.
Der Entwurf für das Freiheits- und Einheitsdenkmal ist gekennzeichnet durch eine bewusste und sensible Einbindung in das historische Umfeld. Dies gilt für die Frage nach Widmung und erneuter Aneignung, den Umgang mit der bestehenden Bausubstanz und das städtische Umfeld, ebenso wie für die Idee der alltäglichen Nutzung und die gestalterische Ausformulierung. (...)
Auf der Unterseite der Schale finden sich großformatige grafische Arbeiten, die sich mit Bildern der friedlichen Revolution und Wiedervereinigung auseinandersetzen. Diese Motive sind als Lochstanzungen in der matt gold schimmernden Oberfläche vorgesehen. In der gleichen Materialität sind die auf der Oberseite integrierten „Beweggründe“ und die Kernsätze: „Wir sind ein Volk. Wir sind das Volk“ ausgeführt. Die Oberseite der Schale ist aus Asphalt gefertigt und erinnert so an die Straßen, auf denen die Massendemonstrationen stattgefunden haben.
Die Schale lässt sich durch die Besucher bewegen und verweist so auf die friedliche Bürgerbewegung, welche die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglicht hat. Wenn sich mehr als 20 Besucher zusammenschließen und gemeinsam zu einer Seite des Denkmals gehen, lösen sie eine sanfte und langsame Bewegung des Denkmals aus, welches sich nun mit ihnen zusammen neigt. Diese physische Erfahrung der gemeinsamen Kraft soll zugleich zur Zivilcourage ermutigen und an sie erinnern. (...)