Shigeru Ban

Pritzker Preis 2014 für ein engagiertes wie elaboriertes Werk

Shigeru Ban, 56-jähriger Tokioter Architekt mit Büros in Paris, New York und eben Tokio ist bekannt für sein elegantes wie immer auch richtungsweisendes Werk. Das stellt sich sowohl im privaten wie öffentlichen Bauen in klassischer Architektenmanier dar, zeichnet sich aber auch aus durch einen humanitären Anspruch, den Shigeru Ban seit über zwanzig Jahren sehr intensiv verfolgt. Seine Reisen an die Orte auf dieser Welt, die durch menschengemachte Aggression oder Naturereignisse Unglücke betroffen sind, haben ihn zu einem engagierten Helfer für die von den Katastrophen betroffenen Menschen gemacht; seine äußerst effizienten wie immer intelligent gemachten Notbehausungen, die in enger Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort entwickelt und realisiert wurden, hat ihm nun den wohl renommiertesten Architekturpreis, den mit 100000 US-Dollar dotierten Pritzker Preis 2014 eingetragen.

Als ihn die Meldung in seinen Pariser Büro erreichte, sagte er, dass es ihm eine große Ehre sei, diesen Preis zu erhalten. Diese Auszeichnung soll ihn erinnern, dass er weiterhin den Menschen zuhören muss, für die er arbeitet, „in my private residential commissions and in my disaster relief work.“ Er sieht die Auszeichnung als Aufforderung und Ansporn mit seiner Arbeit fortzufahren, so wie er es schon gemacht hat in der Vergangenheit, in Zukunft aber noch intensiver.

Shigeru Ban ist bekannt geworden mit seinen Papierarchitekturen, Bauten, die aus Hohlrundstützen konstruiert sind, deren Material verleimtes Papier ist. In Kombination mit Holz, das er seit seiner Kindheit liebt, entstehen so Bauten, die von Effizienz wie Intelligenz geprägt sind: Vollständig demontierbar, vorgefertigt, notfalls auf dem Kompost zu entsorgen, haltbar, CO2-neutral etc. etc. sind diese leichten Konstruktionen sowohl für die von ihm so sehr mit Engagement entwickelten Notbauten wie auch für hochwertige Kulturbauten, Privathäuser etc. verwendbar.

Ban’s humanitäre Arbeit begann 1994 im Zusammenhang mit dem Rwanda Konflikt, als gut drei Millionen Menschen auf der Flucht und damit ohne schützende Behausung waren. Damals stellte Ban seine Papierrohrhäuser dem Hochkommissar für Flüchtlinge der Vereinten Nationen vor. Es folgten Arbeiten im Zusammenhang mit dem Erdbeben 1995 im japanischen Kobe, Japan, wo er das „Paper Log House” realisierte und die „Paper Church,” die später abgebaut und 2008 in Taiwan wiederaufgebaut wurde.

In der Jury-Begründung wurde neben Ban’s humanitäre Arbeit als entwerfender Architekt insbesondere seine experimentelle Haltung gegenüber gängigen Systemen oder Materialien gelobt wie Bambus, Leinwand, Papier oder Derivaten von Papier, Papierfasern und recyclten Kunststoffen. Die Jury nannte das 2000 fertiggestellte „Naked House” in Saitama, Japan, das Ban mit transparentem, gewelltem Kunststoff verkleidetet sowie teilweise mit weißem Kunststoffvlies, das über Holzrahmen gespannt wurde. Da der Bauherr einen Raum für die ganze Familie haben wollte, besteht das langgestrecke Volumen aus einem zweigeschossehohen Innenraum, in dem vier bewegliche Raumelemente platziert sind.

Zu seinem vielleicht am meisten publizierten Bauten zählte das Curtain Wall House (1995) in Tokyo, dessen Außenwände zum Teil ein Vorhang ist, der die beiden Geschosse nach draußen öffnet oder schließt; oder, wie auf dem schon zur Ikone avancierten Foto zu sehen, sich im Wind vorhangstypisch nach außen bauscht und Einblicke gibt und sich wieder schließt.

Shigeru Ban ist seit langem ein vielgefragter Lehrer in der ganzen Welt, aktuell hat er eine Professuer an der Universität Kyoto für Kunst und Design.

Shigeru Ban ist der siebte japanische Architekt, der den Pritzker Preis erhält. Vor ihm waren das Kenzo Tange 1987, Fumihiko Maki 1993, Tadao Ando 1995, SANAA 2010 und Toyo Ito im letzten Jahr. Die Preisverleihung wird sein am 13. Juni 2014 im Rijksmuseum in Amsterdam.


www.pritzkerprize.com

www.shigerubanarchitects.com

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 05/2014

Shigeru Ban mit Pritzker Preis 2014 ausgezeichnet

Er sei enttäuscht von vielen seiner Kollegen, und dabei nahm Shigeru Ban sich selbst nicht aus. Auch er baue für privilegierte Menschen mit viel Geld und Macht. Allerdings sei diese Klientel seiner...

mehr

Pritzker Preis 2024 an Riken Yamamoto

Der 74-jährige Japaner mit Hauptwerk in seinem Heimatland ist der 53. Pritzker Preisträger seit seiner ersten Verleihung 1979 an Philip Johnson

Mit Arata Isozaki, Shigeru Ban, Toyo Ito, Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa (SANAA), Tadao Ando, Fumihiko Maki und Kenzo Tange nun der Japaner Riken Yamamoto, der den 53. Pritzker Preis zugesprochen...

mehr
Ausgabe 12/2017

Japanisch inspiriert

Eine traditionelle japanische Technik der Holzveredelung war die Inspiration für diese, nach dem japanischen Begriff für „Feuer“ benannte, Feinsteinzeug-Kollektion Kasai. Shou Sugi Ban heißt die...

mehr
Ausgabe 11/2024

Menschen

Vielleicht ist er nicht so bekannt wie der Pritzker- Preis: der seit 1989 verliehene Praemium Imperiale, dessen japanischer Name wörtlich zu übersetzen ist mit „Weltkulturpreis zum Gedenken an...

mehr
Ausgabe 07/2013 Japanische Tradition trifft Schweizer High-Tech

Holzskelettrahmen als Möbel-Tragwerk im Tamedia Gebäude von Shigeru Ban

Der Haupttrakt des Neubaus von 38?m Länge und 18?m Breite besteht aus acht Achsen mit je vier Stützen und zehn quer liegenden Zangen. Die Gebäudehülle ist eine vorgehängte Glasfassade, die den...

mehr