Mies Neue Nationalgalerie wiedereröffnet

Nach mehreren Jahren Sanierungsarbeiten durch Chipperfield Architects, Berlin, eröffnete das Kunsttempel am Kulturforum am 22. August 2021 mit der Sammlungspräsentation „Die Kunst der Gesellschaft“

Der Bau, eine, vielleicht die Ikone der Moderne in Deutschland, war seit 2015 geschlossen und wurde nicht saniert, sondern grundinstandgesetzt. Nach dem Motto "Soviel Mies wie möglich" war es das Ziel des sanierenden Büros, die Arbeiten nicht erkennbar auszuführen. Was in Teilen auch gelang.

Die Eröffnungsansprachen des politischen und kulturpolitischen Berlin waren gediegen, die Freude über die Wiedereröffnung der Museumsikone unübersehbar groß. 50 Jahre hatte der Bau nach Plänen von Mies van der Rohe überstehen müssen bevor - nach allerdings zahlreichen Reparaturarbeiten - die Notwendigkeit einer Grundinstandsetzung erkannt und akzeptiert waren.

Kar war, dass das nicht günstig werden würde, aber schließlich ging es nicht um irgendeinen Museumsbau irgendeines Architekten, sondern um das Museum und den (deutschen) Architekten. Also wird man die rund 140 Mio. € als gut angelegt betrachten müssen, noch ausstehende Bauten in direkter Nachbarschaft (Museum des 20. Jahrhunderts, Architekten Herzog & de Meuron), sind noch vor dem Erdaushub auf gut 400 Mio. € kalkuliert; ob das aber reicht?

Im täglichen Betrieb des Hauses, so die Bauherrenvertretung, das BBR, traten zunehmend deutliche Sicherheitsmängel zutage und die Nutzbarkeit war aufgrund vermehrt auftretender Schäden deutlich eingeschränkt. Die Schäden und Mängel hatten ein derartiges Ausmaß erreicht, dass nicht nur die bauliche Substanz bedroht, sondern auch die Sicherheit akut gefährdet war. So wurde die Neue Nationalgalerie zum Jahresende 2014 für den Publikumsverkehr geschlossen werden.

Hierauf folgte die zirka einjährige Beräumung des Hauses, welche unter anderem die Auslagerung der über 1400 Gemälde und Skulpturen in extra dafür eingerichteten Interimsdepots beinhaltete.

Im Frühjahr 2016 wurde mit der ersten Phase der Baumaßnahme begonnen. Dazu gehörten das Verlegen von Leitungen, Maßnahmen zur Schadstoffbeseitigung sowie der Abbruch von nicht schützenswerten Bauteilen. Wichtig bei der gesamten Sanierung: Die originalen Interieurs und Materialien bleiben erhalten.

Mitte 2017 begann in dem bis auf den Rohbau zurückgebauten Haus die eigentliche Instandsetzung der Konstruktion. Diese zweite große Phase des Projekts umfasste unter anderem die aufwändige Sanierung des im Bestand extrem schadhaften Stahlbetons inklusive des Abbruchs und Neubaus der Wände des Skulpturengartens im Außenbereich. Ein großer Teil der Arbeiten umfasste auch die Wiederherstellung der Glasfassade, deren komplexe Neuerfindung die Miesschen Gestaltungsabsichten in die anspruchsvollere Jetztzeit überführt. Dass der Bau dann doch irgendwie neu daherkommt, hat er sicherlich der Fassadenerneuerung zu verdanken, die dem Bauwerk die Transparenz gibt, die er vielleicht niemals zuvor hatte. Be. K.

Die Kunst der Gesellschaft

1900–1945. Sammlung der Nationalgalerie

22. August 2021 bis 2. Juli 2023

Die Neue Nationalgalerie präsentiert nach sechs Jahren sanierungsbedingter Schließung erstmals wieder die Hauptwerke der Klassischen Moderne aus der Sammlung der Nationalgalerie. Die Ausstellung „Die Kunst der Gesellschaft“ zeigt circa 250 Gemälde und Skulpturen aus den Jahren 1900 bis 1945, unter anderem von Otto Dix, Hannah Höch, Ernst Ludwig Kirchner, Lotte Laserstein und Renée Sintenis.

Alexander Calder. Minimal / Maximal

22. August 2021 bis 13. Februar 2022

Alexander Calder (1898–1976) ist durch sein Hauptwerk „Têtes et Queue“ (1965) seit Jahrzehnten eng mit der Neuen Nationalgalerie verbunden. Die Außenskulptur wurde zur Eröffnung von Mies van der Rohes Architekturikone aufgestellt und kehrt nun mit der Wiedereröffnung und der Ausstellung „Alexander Calder. Minimal / Maximal“ auf die Terrasse des Museums zurück.

Rosa Barba. In a Perpetual Now

22. August 2021 bis 16. Januar 2022

Die in Berlin lebende Künstlerin Rosa Barba präsentiert verschiedene Arbeiten unter dem Titel „In a Perpetual Now“. Neben zentralen Stücken ihres Gesamtwerks der Jahre 2009 bis 2021 wird auch ein neuer Film gezeigt, der anlässlich der Ausstellung entstanden ist.

Die Neue Nationalgalerie. Ihr Architekt und ihre Baugeschichte

22. August 2021 bis 2. Juli 2023

Zur Wiedereröffnung widmet sich ein eigener Ausstellungsbereich der Baugeschichte der Neuen Nationalgalerie und dem Wirken ihres Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Die beiden Schwerpunkte bilden dabei die Bauzeit (1965-1968) und die Grundinstandsetzung durch David Chipperfield Architects in den letzten sechs Jahren (2015-2021). Ausgewählte Kunstwerke aus der Sammlung der Nationalgalerie mit Bezug zur Architektur des Museums ergänzen die dokumentarische Ausstellung. Neben Werken von Josef Albers und Isa Genzken sind jüngste Arbeiten von Michael Wesely und Veronika Kellndorfer zu sehen, die sich mit der Sanierung befassen.

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