Konzeptverfahren gestartet
Das Land Berlin versucht sich - wieder einmal - an der Zukunftsvision für das vielleicht visionärste Gebäude Berlins: das ICC Berlin 27.11.2024 |Schon viele Mal hat es zu dem Giganten im Westen der Stadt Berlin, gegenüber dem Messegelände, Versuche, Aktionen, Initiativen gegeben, die den seit vielen Jahren stillgelegten Kongressbau aus den 1970er-Jahren in eine lebendige Zukunft führen sollten. Bisher vergeblich. Nun gibt es wieder einen Anlauf und es scheint, als würden jetzt nur noch die Gestaltung und eine Idee fehlen und auch das nötige Investorenkapital, um das ICC Berlin für morgen vorzubereiten und es wieder in Funktion zu setzen. Am Mittwoch, 26. November 2024, 15 Uhr, war es dann soweit: Es gab eine Pressekonferenz. Natürlich im Haus selbst, was schon einmal dazu führte, dass mehr Pressevertreterinnen gekommen waren, als die Einlader gehofft hatten.
Zum Start der Pressekonferenz im ICC, spektakulär und auch beziehungsreich direkt unter der Lichtplastik "Das Gehirn" von Frank Oehring, wurde der versammelten Presse ein Imagefilm vor Augen und Ohren geführt, dass es nur so krachte. Schnelle Bilder, satter Sound: Werbung pur für ein Objekt, mit dem das Land Berlin ab sofort an die Weltöffentlichkeit geht. Der Film ist Teil einer Kampagne, die das nun ausgelöste Konzeptverfahren begleitet, mit dessen Hilfe die Zukunft des ICC Internationales Congress Center Berlin gesucht und gefunden werden will.
Das ICC Berlin von Osten gesehen, hinter Autobahn und Bahntrasse
Foto: Benedikt Kraft
Nach dem Bilder- und Sounddröhnen dann Erläuterungen u.a . seitens der zuständigen Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, der Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt und dem CEO der Messe Berlin, Mario Tobias. Das Konzeptverfahren, das man bewusst sehr offen gehalten habe, sei nun öffentlich, jetzt müsse darüber berichtet werden und dann müsse man abwarten, welcher lnvestor mit welchem Planerteam welche Vorschläge mache.
Senatsbaudirektorin Prof. Petra Kahlfeldt
Foto: Benedikt Kraft
Auf der Pressekonferenz: Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey
Foto: Benedikt Kraft
Die Benchmarks sind der Denkmalstatus des Hauses (seit 2019), Abriss oder Weiterbau des südlich anschließendem Parkhaus sowie dem Bau eines Hochhauses auf dem nördlichen Gelände, jenseits der Neue Kantstraße (zurzeit ein Parkplatz, teils als Logistikstützpunkt mit Leichtbauhalle genutzt). Und - wesentlich - das Objekt wird auf Erbpachtbasis für 99 Jahre vergeben, womit der Erwerbszuschlag zu einer symbolischen Größe wird.
Ankommen am ICC mit der S-Bahn, Haltestelle Messe Nord/ICC
Foto: Benedikt Kraft
Futuristisch oder doch nur 1970er-Jahre? Detail auf der Ostfassade
Foto: Benedikt Kraft
Ein wilder Nutzungsmix ist vorgesehen, was genau, sollen die Investoren ermitteln, nicht erlaubt seien ein Bordell, eine Serverfarm oder ein Supermarkt. Warum diese Nutzungen nicht erlaubt sind, wurde nicht erläutert. Man stellt sich vor: Start-ups, Bürofläche, Messe, Kongress, Freizeit, Hotel, Kleingewerbe ... eigentlich alles, außer dem Vorgenannten.
Skurile Beleuchtungsdetails, draussen, vor der Hausmeisterwohnung
Foto: Benedikt Kraft
Die Fassade (hier Ostseite) bildet das Haus-in-Haus-Prinzip der Konstruktion dezent aber zugleich selbstbewusst strukturiert ab
Foto: Benedikt Kraft
Bereits auf der ExpoReal wurde das ICC als "Virtual Reality Experience" angeboten und mit "Interesse geweckt?" fragte ein Flyer, mit dem die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH das vor zehn Jahren stillgelegte Gebäude bewarb und schon einmal auf das anstehende Konzeptverfahren hinwies.
Zentrale Verteilerachse, links rot, rechts blau markiert
Foto: Benedikt Kraft
Am Ende des zentralen Verteilers eine riesige Fläche mit Rolltreppen auf alle Ebenen
Foto: Benedikt Kraft
Saal 1 bietet 5000 Sitzplätze. Praktisch ist er um den gegenüberliegenden Saal 2 um beinahe das Doppelte erweiterbar
Foto: Benedikt Kraft
Saal 2, hier mit den roten Zugelementen, die die komplette Bestuhlung in die Höhe heben können
Foto: Benedikt Kraft
Warum es nun etwas werden soll? Vielleicht wegen der Erbaupacht oder der Offenheit, mit der um Bewerber geworben wird. Bis 2026, im Sommer, also vor der Wahl zum 20. Abgeordnetenhaus soll das Konzeptverfahren abgeschlossen sein. Bis dahin soll dann ein Investor gefunden sein, der laut Werbebroschüre "die Verpflichtung zur Wiederinbetriebnahme des ICC für eine vom Land Berlin mitgetragene Nutzung für Kunst, Kultur- und Kreativwirtschaft sowie Innovation und Technologie" übernimmt. Zuschüsse, wie in der Vergangenheit schon mal seitens des Landes in Aussicht gestellt, wird es nicht geben, jedenfalls nicht direkt, die quasi nicht vorhandenen Erwerbskosten jedenfalls sind als indirekte Mitfinanzierung zu interpretieren. Immerhin hat das Land bereits die Kartierung der Schadstoffe im Haus finanziert, um welche genau es sich hier handelt, dazu war auf der Pressekonferenz auch auf Nachfrage nichts zu erfahren. Asbest natürlich, die Schadstoffkartierung ist in der Ausschreibung des Verfahrens öffentlich gemacht ... Man muss halt schauen.
Aufhängung "Das Gehirn" mit umlaufender Erschließung
Foto: Benedikt Kraft
Detail "Das Gehirn", eindrucksvolle Lichtskulptur von Frank Oehring
Foto: Benedikt Kraft
Futuristisch: Saal 6, konzentrierte Gespräche, die auf eine Mitte fokussierten
Foto: Benedikt Kraft
Die mögliche Über-, Weiter- und Um-Bebauung des Parkhauses, auch sein kompletter Abriss und - man muss schauen wie hoch - Neubau sind ein Lockmittel, natürlich der schon von den Architekten des ICC vorgesehene Hochpunkt im Norden könnte die Renditefantasien eines Geldgebers beflügeln. Aber ob das reicht, das Projekt auch wirtschaflich interessant werden zu lassen?
Die Flächen leergeräumt: Auf den Zwischenebenen war Platz für Ausstellungen und Gespräche an den wie eingestreuten Sitzinseln
Foto: Benedikt Kraft
Pullman-Lounge, ebenfalls in Teilen ausgeräumt
Foto: Benedikt Kraft
Die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt verwies mehrfach auf die angestrebte Strahlkraft des Projekts in den umliegenden Stadtraum, sie handelte mit Stadtraumbildern, die - mit Blick auf die Verkehrsumgebung - beinahe zu idyllisch daher kommen.