Audimax der TU Braunschweig wegen Sanierung geschlossen
„Ferdinand Kramer“, „Friedrich Wilhelm Kraemer“? Klingt verwandt, ihre Architektur in Frankfurt a. M. oder in Braunschweig der Nachkriegsjahrzehnte ist es auch. Hochpunkte einer rationalen wie zugleich millimetergenau und konsequent durchgestalteten Architektur, sind viele ihrer Bauten heute noch präsent. Einige unter Denkmalschutz, andere umgebaut, verbaut oder gar schon abgerissen. Vielen dieser Bauten ist nicht nur ihre Entstehungszeit eine Last – hoher Nachholdruck bei großen Flächen, teils geringe Kenntnisse bauphysikalisch anspruchsvoller Details in der Gebäudehülle. Viele von ihnen sind öffentliche – meist universitäre – Gebäude mit hoher Nutzerfrequenz. Stark bis extrem belastet einerseits und wenig gepflegt andererseits zeigen sie starke Bauschäden, die – bei rechtzeitigem und fachgerechtem Eingreifen – hätten vermieden werden können.
Und andererseits: Die häufig luftig leichte, am nordamerikanischen und skandinavischem Vorbild geschultet Ästhetik führt zu ungünstigen Raumluftbedingungen. Hitze und/oder Kälte haben das von Wolfgang Koeppen beschriebene Treibhausklima der jungen Republik auch in deren junger Architektur manifest werden lassen.
Und auch: Brandschutz. Und: giftige Baumaterialien (Asbest oder PCB u.a.). Es wird also saniert, der Bestand ertüchtigt. Da war es auch überhaupt keine Frage, dass das von Kraemer geplante und Ende der 1950er-Jahre realisiert Audimax der TU Braunschweig saniert würde. Seit Februar 2019 ist der Hörsaalquader mit zwei vollflächig verglasten Fassaden, mit umlaufender Dachterrasse und der allseits geöffneten Kolonnade darunter komplett eingehaust.
Die Sanierung – nach der von 2010/2011 –, die ein Jahr dauern soll (Architekten: Dr. Krekeler Architekten und Generalplaner; Tragwerksplanung: martens + puller) und knappe 6 Mio. € kostet, umfasst energetische und brandschutztechnische Maßnahmen. So werden die Glasfassaden auf der Nord- und Südseite komplett saniert. Die zweischalige Fassade mit außenliegender Festverglasung und innenliegenden Kippflügeln hat elektrisch fahrbare Sonnenschutz- und Verdunkelungsanlagen, die allerdings nur noch eingeschränkt nutzbar waren. Die Aluminiumprofile werden gesäubert und mit neuen Kopf- und Fußplatten wieder eingebaut. Die äußere Verglasung wird als Isolierverglasung ausgeführt, was aus Denkmalsicht möglich ist, da im Bestand eine 10 mm starke Einfachverglasung verbaut wurde, die 1960 für Schallschutz sorgen sollte. Neben der Glasfassade wird auch die ungedämmte Beton-Hohlkammerwand durch den Einsatz eines mineralischen Dämmputzes ertüchtigt.
Den Brandschutzanforderungen fallen die originalen Holzleisten im Verbindungstrakt Forumsgebäude/Hörsaal zu Opfer. Sie werden gegen nicht brennbar eingestuftes Material mit Echtholzfurnier ausgetauscht, identisch in Format, Verlege- und Holzart. Im Augenblick müssen die StudentInnen in ein Zirkuszelt ausweichen. Das sollte den Vorlesungsstoff inspirieren! Be. K.