Endless

Ist dieser Kiesler eigentlich nur ein cooler Typ, den aus dem Hut zu zaubern in jedem Fachgespräch oder zu jeder Architektur-Smalltalk-Gelegenheit günstig erscheint? Kiesler? Das war doch „der größte nichtbauende Architekt unserer Zeit“, so Philipp Johnson einmal mit Hochachtung über den in Polen geborenen, in Wien studierten, in New York lebenden und arbeitenden Friedrich Kiesler. Der, als er 75-jährig verstarb, mit dem „Shrine of the Book“ in Jerusalem doch noch ein Werk hinterließ.

Doch nicht das Gebaute macht Kiesler für uns Heutige immer noch attraktiv, es sind seine plastischen Arbeiten, insbesondere die zu seinem Endless House. Dem hatte sich aktuell das Institut für Architektur an der Wiener Universität angenommen. Im Rahmen des Seminars „Unbuildable?“ gehen die Autoren und Bearbeiter der Frage nach, ob es möglich ist, das „Endless House“ heute zu bauen ... auch, ob Kiesler es damals hätte realisieren können. Dabei allerdings liegt der Schwerpunkt der vorliegenen Publikation deutlich auf der Dokumentation und Interpretation von Kieslers Werk, das, so ist zu lesen, durchaus auch auf „pseudowissenschaftlichen Vorstellungen“ von natürlichen Prozessen aufbaut. Die mit sehr gut reproduzierten Original-Abbildungen reich illustrierte Publikation schließt an eine ganze Reihe von Arbeiten über Kiesler an. Allerdings sind diese kaum noch greifbar und ihnen fehlt sämtlich der hier ausführlich behandelte Aspekt einer ganz konkreten Auseinandersetzung mit seinem Werk in den Ingenieurwissenschaften aber auch in den hier ebenfalls gezeigten Beiträgen von Künstlern und Architekten. Klar ist auch, dass mit dieser Arbeit der Blick auf Kieslers Denken und Arbeiten nicht abgeschlossen ist, was logisch ist, denn der Architekt und Künstler hat sein Werk ja selbst „einem anhaltend evolutionären Druck“ ausgesetzt; endless. Be. K.

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