Material ausgebreitet
Am Ende der längeren wie detailreichen Reise durch die städtebauliche wie landschaftsverändernde Geschichte Graubündens – mit dem Schwerpunkt der Kantonalhauptstadt Chur – erklärt die Autorin ihre Beweggründe für die sorgfältige wie in den Details präzise
recherchierte Arbeit. Stichworte sind ihr „Zweitwohnungsinitiative“, „Tourismuskrise“ oder „Chur West“. Sie alle drei führen ins Wesentliche der Untersuchung. Hier wolle sie, so die Autorin, das Material ausbreiten, von welchem aus man die Probleme heute als damals schon verursachte Probleme erkennen kann – was ihr mit Einschränkungen gelungen ist.
Chronologisch fortschreitend legt sie dar, wieso und in welcher Weise sich Dörfer und kleine Städte verändert haben. Wie die örtlichen Protagonisten mit welchem (architektonischen) Mittel auf Wohnungsmangel beispielsweise oder explodierende Tourismuszahlen reagiert haben. Auch wie Kollegen auf Projekte reagierten oder wie die Fachpresse auf Entwicklungen. Es fehlt allerdings in Gänze der Blick aufs Nationale, ja auf internationale Strömungen, von denen die Schweizer – entgegen manchem Klischee vom Glück des Abgeschiedenseins von der Welt – natürlich berührt und beeinflusst waren.
Das Hochhaus, das in dieser Zeit wie ebenso die Großarchitekturen für den Bergtourismus oder die Kurorte eine Blüte erlebte und seit vielen Jahren der Feind einer ökologisch bewussteren Gesellschaft war, erlebt in der Schweiz wie anderswo auch eine neue Blüte. Das beispielsweise zu erkennen, wie auch, dass „das Aushandeln des Raums [...] eine kontroverse Debatte“ bleibt, dazu eignet sich die gut aufbereitete Lese- und Bilderreise ganz hervorragend. Be. K.