Die Altruisten: feat.collective

Diese jungen Kollektive sitzen selten im Büro, sondern schwärmen
aus, um aktiv im städtischen Raum oder im Ausland mitzugestalten.

Junge Architekten, Designer und Politikwissenschaftler mit Sitz in Stuttgart und Zürich: feat.collective. Seit 2013 unterstützt das Netzwerk außergewöhnliche humanitäre Projekte.

Was bedeutet für euch Engagement?‚feat‘ kommt für uns von ‚featured‘. Das bedeutet wir sprechen von einem ‚einladenden Engagement’. Viele Menschen haben sich über die Jahre bei feat.collective eingebracht: Handwerker, Techniker, Journalisten, Grafiker, Studenten und natürlich Architekten. Manche waren nur über wenige Wochen dabei, andere über Monate und Jahre. Ein Kollektiv kann sich bei Bedarf vergrößern, um Aufgaben ähnlich einem Büro zu bewältigen; es benötigt aber eine Kerngruppe, die verlässlich dabeibleibt und koordiniert. Es gibt bei uns keine klassischen Hierarchien, was für die Entscheidungsfindung gegenüber einer Bürostruktur manchmal von Nachteil ist. Dafür sind wir mit Sicherheit schneller und unkonventioneller als ein Architekturbüro. Vor Allem aber haben wir mehr Spaß bei der Arbeit. Dennoch gibt es natürlich Schwerpunkte und besondere Fähigkeiten oder Erfahrungen der Teammitglieder, die letztendlich in eine Aufgabenverteilung münden. Beim Engagement in Sozialprojekten ist es wichtig, dass man ehrlich zu sich selbst ist. Wir haben eine altruistische Motivation, nämlich dazu beizutragen, Lebensverhältnisse von Menschen zu verbessern. Wenn man sich selbst eingesteht, dass man eben auch eine egoistische Teilmotivation hat, wird man ernster genommen. Und man darf niemals vergessen, dass Arbeit, die nichts kostet nicht wertgeschätzt wird. Manchmal ist man in einer Situation in der man z.B. aufgefordert wird Änderungen ohne nachvollziehbare Gründe einzuarbeiten. Wenn man ein normales Honorar bekommt, kann es einem vielleicht egal sein. Wenn man ein Sozialprojekt mit kaum oder gar keiner Bezahlung macht, braucht man sich nicht dafür schämen, dass man ein brauchbares Referenzprojekt haben möchte. Meistens kann man sich einigen aber manchmal muss man sich auch durchsetzen. Altruistisch funktioniert die Schule auch als hässliches Gebäude. Aber die egoistische Motivation bleibt aus. Und warum sollen arme Dorfkinder nicht in eine schöne Schule gehen. Schließlich gehört die ästhetische Bildung zur Allgemeinbildung dazu. Außerdem benötigt ein Projekt, das auf Spenden angewiesen ist, schöne Fotos, die im Kopf bleiben. Engagement besteht auch aus permanenter Kommunikation miteinander, in einem Prozess der oft Jahre dauert. Die Freude am gemeinsamen Arbeiten ist die Energie, die alles zusammenhält.

Auf welchem Weg akquiriert ihr Aufträge? Vor allem das Lanca Learning Center hat einige internationale Architekturpreise gewonnen, wurde in zahlreichen Zeitschriften und Blogs veröffentlicht. Viele Menschen auf der ganzen Welt haben die Bilder mittlerweile gesehen, dass unterstützt die NGO beim Sammeln von Spenden, indem es Aufmerksamkeit schafft. Uns verschafft es ein Netzwerk, über das wir viele interessante Persönlichkeiten kennenlernen.

Mit welchem eurer Projekte identifiziert ihr euch am meisten? Das Lanka Learning Center in Sri Lanka war die Initialzündung des Kollektivs und sicher die intensivste Zusammenarbeit. Projekte wie dieses sind auch nie wirklich zu Ende.

Was erreicht ihr mit eurer Arbeit? Nach dem Tsunami 2004 wurden viele Menschen entwurzelt, in einem Land in dem damals bereits 20 Jahre Bürgerkrieg herrschte. Mit vielen internationalen Spendengeldern wurden tausende Häuser entlang der Küste gebaut. Oft fehlt es an einem Dorfzentrum, an gewachsenen Strukturen. Für die Menschen in der Region ist das Lanca Learning Center ein Identifkationsort. Wenn so viele verschiedene Ethnien mit einer schwierigen Geschichte auf engem Raum leben wie in Sri Lanka, kommt es immer zu Spannungen. Nach den Bombenanschlägen vom April 2019 unter Anderem im gerade einmal 20 km entfernten Batticaloa ist mehr denn je ein Begegnungsort für die verschiedenen Religionen nötig, um Vorurteile abzubauen. Für uns selbst ist es eine Sinnstiftung für unsere Arbeit in Deutschland. Wir nutzen die Möglichkeiten, die wir in unserem Teil der Welt wie selbstverständlich bekommen haben, um an einem anderen Ort etwas zurückzugeben. Ein Ausbrechen aus dem Architektenalltag, der nicht selten von Zwängen, wie Verwaltung geprägt ist. Eine Reise in einen Teil der Welt, in dem man eher mit gesundem Menschenverstand und weniger mit Gesetzen und Verordnungen arbeitet. In direkter Zusammenarbeit mit Handwerkern, über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg.

feat.collective

www.feat-collective.net

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