Blick zurück nach vorn
Dissertationen haben – im Nachgang als eine für den breiteren Lesermarkt aufbereitete Publikation – nicht selten den Nachteil, nicht nachdrücklich genug redigiert worden zu sein (DoktorantInnen glauben zudem und zunehmend, ihre Arbeit durch immer mehr Seitenumfang rechtfertigen zu müssen). Der hier vorliegenden, für den Markt bearbeiteten Dissertation hätte eine Straffung gut getan. Manches wiederholt sich und man bekommt den Eindruck, hier solle aber nun wirklich nichts von dem verloren gehen, was ein paar Seiten zuvor schon geschrieben wurde.
Das Thema ist ein höchst spannendes und dem Autoren verdanken wir eine ganze Menge von Einblicken und Einsichten in ein sehr zentrales europäisches Architektur- und vor allem auch Gesellschaftskapitel. Im Kern geht es aber weniger um den Faschismus und das Bauen – dieser konkret formulierte Fokus kommt erst ab S. 488. Es geht um das Ringen derjenigen, die eine liturgische Erneuerung in einen neuen Kirchenbau übersetzt sehen wollen, mit denen, die am Bewährten festhalten. In Italien, das zeigt die detaillierte Untersuchung, war diese Auseinandersetzung eine andere, eine weniger folgenreiche als beispielsweise in Deutschland. Neubauten der hier untersuchten Zeit zeigen sich meist als überarbeitete, „modernisierte“ Baustilversionen zurückliegender Jahrhunderte. Dass wir dennoch einzigartige, neue Kirchen gezeigt bekommen, ist vielleicht das Meiste, was uns diese umfängliche Arbeit bietet, die neben aller quellen- und bilderreichen Grundlagenpräsentation, weiteres Forschen erlaubt und auch fordert. Be. K.